Ein Mitarbeiter von Aktion gegen den Hunger untersucht in Somalia ein Kleinkind auf den Armen seiner Mutter auf Mangelernährung, im Hintergrund warten weitere Mütter mit Kindern.

Jeder zehnte Mensch hungert: Aktion gegen den Hunger warnt vor Hungerkatastrophe

Laut aktuellem Welternährungsbericht leiden bis zu 828 Millionen Menschen weltweit an Hunger. Das ist ein Anstieg um 46 Millionen im Vergleich zum Vorjahr. Die Zahl könnte noch deutlich höher ausfallen, denn sie spiegelt noch nicht die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine auf die Nahrungsmittelpreise und die Ernährungssituation weltweit wider. Aktion gegen den Hunger warnt vor einer weltweiten Hungerkatastrophe.

Bis zu 828 Millionen Menschen weltweit hungern

„Wir befinden uns inmitten einer globalen Hungerkrise. In Ostafrika, in der Sahelregion, in Afghanistan und im Jemen ist die Situation bereits dramatisch. Die Auswirkungen des Ukraine-Krieges verschärfen vielerorts die Lage. Die internationale Weltgemeinschaft muss umgehend handeln, denn es droht eine Hungerkatastrophe ungekannten Ausmaßes“, sagt Jan Sebastian Friedrich-Rust, Geschäftsführer von Aktion gegen den Hunger, zu dem gestern veröffentlichten Welternährungsbericht.

Viele Länder des Globalen Südens sind von der Corona-Pandemie besonders schwer betroffen und konnten sich kaum erholen. Der Anstieg des Hungers ist ein Ausdruck der sich immer stärker verschärfenden Ungleichheiten zwischen und innerhalb einzelner Länder. Seit Ausbruch der COVID-19-Pandemie hat sich die Zahl der hungernden Menschen weltweit um 150 Millionen erhöht.

SDG 2 Zero Hunger verfehlt

Besonders dramatisch ist die Situation in Afrika: Dort ist jeder fünfte Mensch von Hunger betroffen (20,2 % der Bevölkerung). Aber auch in Asien (9,1 %) in Lateinamerika und der Karibik (8,6 %) und in Ozeanien (5,8 %) ist die Anzahl der Hungernden hoch. Weltweit sind 2,3 Milliarden von Ernährungsunsicherheit betroffen, 3,1 Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu gesundem Essen, weil sie es sich nicht leisten können. Bis zum Jahr 2030 könnten 670 Millionen Menschen an Hunger leiden – obwohl sich die Weltgemeinschaft mit dem zweiten Ziel der Nachhaltigen Entwicklungsziele vorgenommen hat, den Hunger zu beenden.

Transformation der Ernährungssysteme als nachhaltige Lösung gegen den Hunger

Aktion gegen den Hunger ist in rund 50 Ländern und Regionen aktiv und ist unmittelbar mit der Verschlechterung der Ernährungssituation konfrontiert. Durch die COVID-19-Pandemie sind die Ernährungssysteme weltweit massiv und dauerhaft beeinträchtigt worden. Ein großer Treiber von Hunger sind zudem – neben den Auswirkungen des Klimawandels – Konflikte und Kriege. Konfliktprävention und Friedensbemühungen sind essenziell, um Hunger zu verhindern. Nahrungs- und Ernährungssicherheit sind ein Beitrag für Frieden und Stabilisierung von Krisen.

Der Bericht stellt zudem fest, dass die im Durchschnitt jährlich etwa 630 Milliarden US-Dollar an Subventionen für den Nahrungsmittel- und Agrarsektor marktverzerrend und ungerecht verteilt sind: Sie erreichen nur wenige Landwirte, schaden der Umwelt und tragen nicht dazu bei, nahrhafte und gesunde Lebensmittel zu produzieren. Auch im Hinblick einer globalen Rezession sollten diese Mittel gezielt umgewidmet werden, um nahrhafte Lebensmittel zu fördern und Handelsbarrieren abzubauen.

„Neben den finanziellen Zusagen der internationalen Weltgemeinschaft für die akute humanitäre Hungerbekämpfung ist eine Transformation unserer Ernährungssysteme dringend notwendig. Diese müssen so umgestaltet werden, dass sie nachhaltig, dezentral und gerecht sind. Denn Hunger ist die existentiellste Form der Ungleichheit. Agrarökologie und kleinbäuerliche Landwirtschaft müssen im Zentrum dieser Transformation stehen“, so Friedrich-Rust.

Über Aktion gegen den Hunger

Aktion gegen den Hunger ist eine humanitäre und entwicklungspolitische Hilfsorganisation, die weltweit in rund 50 Ländern und Regionen aktiv ist und über 25 Millionen Menschen unterstützt. Seit über 40 Jahren kämpft Aktion gegen den Hunger gegen Mangelernährung, schafft Zugang zu sauberem Wasser und gesundheitlicher Versorgung. Unsere rund 8.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leisten Nothilfe und unterstützen Menschen beim Aufbau nachhaltiger Lebensgrundlagen.

1. AUGUST 2022
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