Ein Mitarbeiter von Aktion gegen den Hunger versorgt Geflüchtete aus dem Sudan mit Trinkwasser.

Konflikt im Sudan löst humanitäre Notlage aus – 2.100 Menschen fliehen jeden Tag in den Südsudan

Pressemitteilung vom: 09.08.2023

Seit mehr als 100 Tagen hält der Konflikt im Sudan an. Bereits 200.000 Menschen sind geflohen, was zu einer wachsenden wirtschaftlichen und humanitären Krise im benachbarten Südsudan führt. Rund 2.100 Menschen täglich suchen Zuflucht im Südsudan, wo mehr als die Hälfte der Bevölkerung Hunger leidet. Das verschärft die ohnehin angespannte humanitäre Situation im Land.

„Die meisten Menschen auf der Durchreise sind alleinerziehende Mütter mit Kindern. Wenn die Sonne aufgeht, wissen sie nicht, wie sie ihren Tag beginnen sollen oder wie sie ihre einfachen existenziellen Bedürfnisse wie Nahrung, Wasser und Unterkunft befriedigen können. Wir versuchen zu helfen, aber während immer mehr Menschen ankommen, fehlt es an finanziellen Mitteln“, sagte Sulaiman Ken Sesay, Landesdirektor von Aktion gegen den Hunger im Südsudan. 

91 Prozent der Flüchtenden sind südsudanesische Rückkehrer ohne Anspruch auf Hilfe 

Während es sich bei einigen Menschen um sudanesische Flüchtlinge handelt, sind etwa 91 Prozent der Neuankömmlinge südsudanesische Rückkehrer – als solche haben sie keinen Anspruch auf internationale Flüchtlingsprogramme. Aktion gegen den Hunger unterstützt die Regierung bei der Versorgung dieser Rückkehrer an Transitstationen, die für vorübergehende Aufenthalte konzipiert sind. Ohne ein angemessenes Straßen- oder Schienennetz können die meisten ihr eigentliches Ziel jedoch nur mit dem Flugzeug oder einem Flusstransport erreichen, was sehr kostspielig oder langsam ist. In einer Pressemitteilung vom 26. Juli warnten die Vereinten Nationen, dass ohne eine Soforthilfe von 26 Millionen US-Dollar tausende Menschen in provisorischen Transitstationen festsitzen werden, die für ihre Versorgung nicht ausgestattet sind. 

„Viele stehen unter Schock, da sie nie damit gerechnet hätten, im Südsudan zu landen. Einige sind als Kinder weggegangen und können zwar ihren Heimatstaat nennen, nicht aber ihr Dorf. Sie haben dort, wo sie hingehen, keine Verwandten und machen sich Sorgen um die zurückgelassenen Ehemänner und Väter”, so Sulaiman Ken Sesay. 

Fragile Wirtschaft Südsudans geschwächt – Landwirtschaft erschwert durch Klimakrise 

Menschen, die im gesamten Südsudan umgesiedelt wurden, erhöhen den Bedarf an lokaler Wasser-, Sanitär- und Gesundheitsversorgung. Auf den meisten Märkten sind importierte Lebensmittel verfügbar, aber angesichts der grassierenden Inflation unerschwinglich. Sowohl die Aufnahmegemeinden als auch die Neuankömmlinge wenden sich an Hilfsorganisationen wie Aktion gegen den Hunger, wenn es um Nothilfe in Form von Bargeld und Unterstützung für den Lebensunterhalt wie Saatgut und Werkzeuge für die Landwirtschaft geht. Die Klimakrise und die damit einhergehenden veränderten, extremen Wetterbedingungen führen allerdings dazu, dass Pflanzen nur schwer wachsen können. Der Konflikt hat auch den Export von südsudanesischem Öl über den Hafen von Khartum zum Erliegen gebracht, was die fragile Wirtschaft Südsudans schwächt und die Staatskassen belastet. Bei den jüngsten UN-Appellen ist weniger als ein Drittel der benötigten Mittel eingegangen. 

Drohende Gesundheitskrise  

Aktion gegen den Hunger registrierte kürzlich einen Ausbruch von Masern an der Grenze. Um die Ausbreitung zu stoppen wurden Medikamente aus Juba geliefert und ein Isolationszelt aufgebaut. Masern können für unterernährte Kinder tödlich sein. Von der Krankheit sind fast 5.000 Kinder im Südsudan betroffen. Auch durch Wasser übertragene Krankheiten geben Anlass zur Sorge, da die Menschen aus dem Fluss trinken und die Regenzeit die Hygiene in den überfüllten Transitzentren besonders erschwert. 

„Das ohnehin schon angespannte Gesundheitssystem bricht unter der Last zusammen. Im Bundesstaat Warrap beispielsweise funktioniert das einzige Krankenhaus für die rund 2,6 Millionen Menschen kaum noch, da seine Hauptfinanzierungsquelle, der Health Pool Fund, seine Unterstützung eingestellt hat. Dadurch sind die Optionen, Bedürftigen Gesundheitsdienstleistungen, einschließlich Ärzten und lebenswichtigen Medikamenten, zur Verfügung zu stellen, erheblich eingeschränkt“, sagte Sesay, „Aktion gegen den Hunger arbeitet daran, diese Lücke zu schließen, aber es ist unglaublich schwierig, wenn die Mittel für humanitäre Hilfe so gering sind.“ 

Über Aktion gegen den Hunger  

Aktion gegen den Hunger ist eine humanitäre und entwicklungspolitische Hilfsorganisation, die weltweit in 55 Ländern und Regionen aktiv ist und rund 28 Millionen Menschen unterstützt. Seit über 40 Jahren kämpft Aktion gegen den Hunger gegen Mangelernährung, schafft Zugang zu sauberem Wasser und gesundheitlicher Versorgung. 8.990 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leisten Nothilfe und unterstützen Menschen beim Aufbau nachhaltiger Lebensgrundlagen. 

17. AUGUST 2023
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