Syrisches Geflüchtetencamp im Libanon

Syrien-Konferenz: Mehr Mittel für humanitäre Hilfe notwendig

Anlässlich der internationalen Syrien-Konferenz appelliert Aktion gegen den Hunger, die dringend benötigten humanitären Mittel verbindlich zuzusagen. Bereits vor Ausbruch der Pandemie lebten 80 Prozent der syrischen Bevölkerung unter der Armutsgrenze. 12 Millionen Syrerinnen und Syrer leben in Geflüchtetencamps in und um Syrien. Seit Beginn der Corona-Krise versinkt das Bürgerkriegsland immer weiter in eine Wirtschafts- und Währungskrise, unzählige Menschen haben ihr Einkommen verloren. 

COVID-19 verschärft Situation 

„Die aktuelle Situation in Syrien ist kritischer denn je. Die Menschen bekommen die Folgen des Corona-Lockdowns ungebremst zu spüren. Die Preise für Nahrung sind im Vergleich zum Vorjahr um 200 Prozent gestiegen. Immer mehr Menschen verlieren ihre Jobs und damit ihr Einkommen“, sagt Jan Sebastian Friedrich-Rust, Geschäftsführer von Aktion gegen den Hunger. „Mehr als 9 Millionen Menschen haben nicht genug zu essen, das sind mehr Menschen als je zuvor.“ 

Die zweitägige Syrien-Konferenz findet unter dem Vorsitz der Europäischen Union und der Vereinten Nationen statt. Aktion gegen den Hunger fordert die teilnehmenden Staaten dazu auf, ausreichend finanzielle Mittel für humanitäre Hilfe bereitzustellen. Der Ausbruch der Corona-Pandemie hat den Bedarf um ein Vielfaches erhöht. Die Mittel der Geberkonferenz müssen den humanitären Akteuren in der Region ermöglichen, auf die unmittelbaren Auswirkungen der Corona-Pandemie zu reagieren. Gleichzeitig müssen die regulären Hilfsprogramme fortgeführt werden, um die Grundbedürfnisse der Bevölkerung zu decken. Bisher sind erst 27 Prozent der benötigten Mittel bereitgestellt.  

Millionen Menschen auf Hilfe angewiesen

„Fast 10 Jahre Bürgerkrieg haben die Infrastruktur des Landes schwer beschädigt. Mehr als die Hälfte der öffentlichen Krankenhäuser, eine von drei Schulen und große Teile des Wasserversorgungsnetzes wurden zerstört“, sagt Friedrich-Rust. Mehr als 12 Millionen Syrerinnen und Syrer mussten ihre Heimat oder ihr Land verlassen. 6,7 Millionen leben als Vertriebene oder Geflüchtete innerhalb der syrischen Grenzen, 5,5 Millionen in den umliegenden Ländern. Schätzungsweise 2,5 Millionen Kinder können nicht zur Schule gehen. Mehr als 15 Millionen Menschen benötigen Hilfe für den Zugang zu sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen. 

Der Libanon hat weltweit am meisten Geflüchtete pro Einwohner aufgenommen: Seit Beginn des Syrien-Krieges sind rund 1,5 Millionen Menschen hierher geflohen. Das Land ist ebenfalls stark von einer Wirtschafts- und Regierungskrise betroffen ist. Die Hälfte der Bevölkerung lebt unter der Armutsgrenze. 70 Prozent der Libanesinnen und Libanesen und 88 Prozent der dort lebenden syrischen Geflüchteten haben durch COVID-19 ihre Arbeit verloren oder verdienen so wenig, dass sie sich kaum ernähren können.

Internationale Gemeinschaft muss handeln

„Unsere Teams vor Ort geben alles, um Menschen zu unterstützen, die auf Hilfe angewiesen sind – unabhängig von den militärischen Kontrollbereichen. Wir leisten humanitäre Nothilfe, um Leben zu retten und Menschen in Not zu helfen. Die internationale Gemeinschaft muss jetzt ihr Engagement für die Region bekräftigen und ausreichend humanitäre Hilfsgelder zur Verfügung stellen, um den Schwächsten zu helfen“, fordert Friedrich-Rust.

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Vassilios Saroglou
30. JUNI 2020
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