Wassermangel in Gaza: Aktion gegen den Hunger warnt vor Ausbreitung von Krankheiten
Die Wasserversorgung im Gazastreifen hat ein kritisches Level erreicht und verschärft die humanitäre Katastrophe, warnt Aktion gegen den Hunger. Pro Person und Tag stehen nur noch 3 Liter Wasser zur Verfügung. Die 2,3 Millionen dort lebenden Menschen sind dringend auf sauberes Wasser angewiesen. Die Gefahr von massenhafter Dehydrierung, Durchfallerkrankungen und Cholera steigt. Die humanitäre und entwicklungspolitische Organisation fordert die sofortige Einfuhr von Treibstoff, um die lokale Wasserversorgung wieder funktionsfähig zu machen.
Die bisherigen Hilfslieferungen in den Gazastreifen konnten nicht genügend sauberes Wasser für die dort lebende Bevölkerung bereitstellen. Schätzungen zufolge stehen jeder Person zurzeit nur rund drei Liter sauberes Wasser pro Tag zur Verfügung – Körperhygiene und Kochen miteingeschlossen. Durch den fehlenden Treibstoff sind die lokalen Wasserpumpen und Entsalzungsanlagen nicht in Betrieb. Darüber hinaus ist mehr als die Hälfte der Wasserversorgungsinfrastruktur beschädigt und reparaturbedürftig.
Gaza: Die Gefahr übertragbarer Krankheiten steigt
Teilweise konsumieren die Menschen bereits salzhaltiges Grundwasser. Aktion gegen den Hunger warnt vor der Gefahr der Ausbreitung von Cholera und anderen Durchfallerkrankungen – der weltweit häufigsten Ursache für Kindersterblichkeit. Neben diesen Krankheiten wurden auch Fälle von Windpocken und Krätze festgestellt, die auf die schlechten sanitären Verhältnisse und den Konsum von verschmutztem Wasser zurückgeführt werden können.
Die Rationierung beginnt – ein Liter Trinkwasser pro Tag
„Die Menschen rationieren Wasser und trinken nur noch einen Liter pro Tag. Wassertankwagen haben keinen Treibstoff. Entsalzungsanlagen funktionieren nicht. Ohne Treibstoff können wir kein Grundwasser in das Wassernetz pumpen. Wir beobachten Symptome wie Dehydrierung, extreme Müdigkeit, und konzentrierten Urin, was auf Nierenversagen hindeuten kann. Die Sanitärkrise bedeutet, dass wir am Rande des Ausbruchs größerer Krankheiten stehen. Wir hören Berichte über Ratten und Kakerlaken in den Geflüchtetencamps, über Müllberge und Dreckwasser. Wir tun vor Ort, was wir können, aber wir stehen vor immensen Herausforderungen“, berichtet Chiara Saccardi, Regionaldirektorin von Aktion gegen den Hunger im Nahen Osten.
Aktion gegen den Hunger verteilt Wasserflaschen, Matratzen und Hygieneprodukte
Als Reaktion auf die Notsituation haben die Teams von Aktion gegen den Hunger in Zusammenarbeit mit lokalen und internationalen Akteuren bereits Tausende von Wasserflaschen, Hunderte von Matratzen sowie Hygieneartikel im Gazastreifen verteilt. Außerdem bieten wir einen Reinigungsservice in einer der am stärksten überfüllten Notunterkünfte an und leisten Bargeldhilfe an bedürftige Menschen.
Wir arbeiten mit Partnern zusammen, die über Lagerbestände im Gazastreifen verfügen, um Grundversorgungsgüter wie Wasser, Lebensmittel, Hygieneartikel, Windeln, Decken und Matratzen so effizient und schnell wie möglich zu verteilen. Dies wird jedoch zunehmend schwieriger, da die lokalen Vorräte zur Neige gehen, die Inflation steigt und der verfügbare Treibstoff fast vollständig aufgebraucht ist. Die Transportmöglichkeiten sind zunehmend eingeschränkt und die Sicherheitslage bleibt prekär.
Darüber hinaus prüft unser Nothilfeteam den unmittelbaren Bedarf und koordiniert sich mit internationalen und lokalen Partnern, um zusätzliche lebensrettende Hilfsgüter aus Ägypten zu verteilen.