Flüchtlingscamp in Mogadischu

Weltflüchtlingstag: Corona verschärft Lage der Geflüchteten

Geflüchtete und vertriebene Menschen sind von der COVID-19-Pandemie besonders gefährdet und leiden stärker als andere Bevölkerungsgruppen unter den Folgen des Virus. Darauf macht die humanitäre und entwicklungspolitische Hilfsorganisation Aktion gegen den Hunger zum diesjährigen Weltflüchtlingstag aufmerksam und fordert, dass Geflüchtete weltweit in die reguläre Gesundheitsversorgung aufgenommen und bei wirtschaftlichen und sozialen Hilfsprogrammen mitgedacht werden müssen. 

Wichtige Nothilfemaßnahmen fehlen

80 Prozent der geflüchteten Menschen weltweit leben in Ländern mit niedrigem oder mittlerem Einkommen, in denen die Gesundheitsversorgung meist schwach aufgestellt ist und den Bedarf nicht decken kann. Die Maßnahmen, um das Corona-Virus einzudämmen, haben zudem verheerende Folgen für arme Familien und vulnerable Bevölkerungsgruppen, da sie den Zugang zu humanitärer Hilfe, Nahrungsmitteln und lebensnotwendigen Gebrauchsgütern einschränken. 

„Wir beobachten in unseren Einsatzländern jeden Tag, dass Menschen in Flüchtlingscamps und informellen Siedlungen nicht ausreichend von Nothilfemaßnahmen und Entwicklungsprogrammen berücksichtigt werden. Sie leben in völlig überfüllten Lagern und haben keinen ausreichenden Zugang zu Wasser. Grundlegende Hygiene- und Schutzmaßnahmen sind in diesem Kontext völlig illusorisch“, sagt Jan Sebastian Friedrich-Rust, Geschäftsführer von Aktion gegen den Hunger. 

Informelle Camps mit prekären Lebensbedingungen

Im Libanon haben seit Beginn des Syrienkriegs im Jahr 2011 über 1,5 Millionen syrische Geflüchtete Zuflucht gefunden. Sie haben sich vornehmlich in städtischen Ballungszentren und informellen Siedlungen niedergelassen, von denen kaum eine an das öffentliche Wassernetz angeschlossen ist. Viele syrische Familien leben dadurch ohne Zugang zu fließendem Wasser und mit nur sehr behelfsmäßigen sanitären Einrichtungen. Grundlegende Hygienemaßnahmen sowie Kontaktbeschränkungen, um sich vor einer Ansteckung durch das Virus zu schützen, sind in dieser Situation nur schwer durchführbar. Hinzu kommt, dass es für geflüchtete Menschen durch die Ausgangs- und Transportbeschränkungen nahezu unmöglich ist, eigenständig Geld zu verdienen, um Nahrungsmittel und andere notwendige Alltagsprodukte zu kaufen.  

In Kolumbien leben inzwischen 1,8 Millionen Geflüchtete aus Venezuela. Teams von Aktion gegen den Hunger berichten, dass 48 Prozent der Migrantinnen und Migranten nach den Ausgangsbeschränkungen keine Einkommensquelle mehr hatten. Vor den Maßnahmen betraf dies lediglich 4 Prozent. 

Zahl der Geflüchteten weltweit gestiegen

Laut dem Flüchtlingswerk der Vereinten Nationen UNHCR leben weltweit fast 80 Millionen Menschen aufgrund von bewaffneten Konflikten und Gewalt, politischer Verfolgung, ökonomischer und sozialer Ungleichheit und den Folgen des Klimawandels auf der Flucht. Die Antwort auf die COVID-19-Krise muss eine globale sein, die alle Teile der Bevölkerung miteinschließt – dazu gehören selbstverständlich auch die Menschen, die ihre Heimat verlassen mussten. „Angesichts dieser globalen Pandemie müssen Regierungen dafür sorgen, dass Geflüchtete, Migrantinnen und Migranten und Asylsuchende genauso behandelt werden wie auch alle anderen Bürgerinnen und Bürger“, sagt Jan Sebastian Friedrich-Rust.

18. JUNI 2020
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