Wir fordern: Hungerbekämpfung muss auf Agenda der deutschen EU-Ratspräsidentschaft
Hunger nimmt zu, COVID-19 verschärft die Situation
Das fünfte Jahr in Folge steigt die Zahl der Hungernden weltweit an. Verschärft wird die Situation in diesem Jahr durch COVID-19: Bis zu 132 Millionen Menschen zusätzlich werden durch die Pandemie Hunger leiden. Aktion gegen den Hunger fordert die deutsche Bundesregierung als zweitgrößten humanitären und entwicklungspolitischen Geber dazu auf, die Hungerbekämpfung zu einem zentralen Anliegen im Rahmen der EU-Ratspräsidentschaft zu machen.
Hungerbekämpfung muss auf die Agenda der deutschen EU-Ratspräsidentschaft
Fünf Jahre nachdem sich die internationale Gemeinschaft mit den nachhaltigen Entwicklungszielen (SDGs) verpflichtet hat, den Hunger auf der Welt bis 2030 zu beenden, scheint dieses Ziel, wie aktuellen Zahlen des UN-Welternährungsberichts zeigen, in weiter Ferne gerückt zu sein: Seit 2014 hat sich die Zahl der Hungernden um 60 Millionen erhöht. Insgesamt waren im Jahr 2019 weltweit 8,9 Prozent der Menschen betroffen, das sind rund 690 Millionen.
Die unmittelbaren Folgen von COVID-19 sind dabei nicht einberechnet: 80 bis 132 Millionen Menschen könnten 2020 zusätzlich an Hunger leiden. Zudem haben 2 Milliarden Menschen, also mehr als ein Viertel der Weltbevölkerung, keinen regelmäßigen Zugang zu nahrhafter und ausreichender Nahrung. Etwa 21 Prozent (144 Millionen) der Kinder unter 5 Jahren sind chronisch unterernährt, rund 7 Prozent (47 Millionen) sind akut unterernährt.
Wir könnten den Hunger auf der Welt bis 2030 beenden
„Der Bericht bestätigt, dass wir umgehend gegensteuern müssen, damit noch eine Chance besteht, den Hunger auf der Welt bis 2030 zu beenden. Dazu wird es notwendig sein, unser Ernährungs- und Lebensmittelsystem so umzugestalten, dass es nachhaltig, widerstandsfähig und vor allem gerecht ist. Hunger ist die existentiellste Form der Ungleichheit“, sagt Vassilios Saroglou, Pressesprecher von Aktion gegen den Hunger. „Agrarökologie und kleinbäuerliche Landwirtschaft müssen dabei im Zentrum dieser Transformation stehen, im Globalen Süden wie auch im Globalen Norden.“
Die Reaktionen auf die Covid-19-Pandemie haben gezeigt: Wenn der politische Wille da ist, kann schnell und mit genügend finanziellen Mitteln gehandelt werden. „Wir fordern die deutsche Bundesregierung dazu auf, mit derselben Entschlossenheit den Kampf gegen den Hunger anzugehen und Ernährungssicherung und Hungerbekämpfung zu einem zentralen Thema der EU-Ratspräsidentschaft zu machen. Dazu bedarf es Maßnahmen und ausreichend finanzielle Mittel, um die unmittelbaren Auswirkungen von Covid-19 in Bezug auf Hunger weltweit einzudämmen, und gleichzeitig Strategien, um die Ursachen von Hunger zu bekämpfen. Deutschland muss sich als zweitgrößter humanitärer und entwicklungspolitischer Geber dafür einsetzen, dass das Menschenrecht auf Nahrung umgesetzt wird“, so Saroglou.