
Fatimas Geschichte beginnt vor zwei Jahren. Da zerstörte der Krieg ihr Leben.
Eine Geschichte stellvertretend für Millionen Menschen im Sudan
Fatima war früher Lehrerin – und ebenfalls Mutter. Sie hatte viele Nachbar*innen und war in ihrer Gemeinde bekannt. Viele davon hat sie lange nicht gesehen. Die meisten werden wahrscheinlich nicht mehr am Leben sein. Fatima lebt noch. Aber sie fragt sich, wie lange noch. Doch sie kämpft um das Leben ihrer Tochter und um ihr eigenes. Die beiden sind immer wieder auf der Flucht. Erstmals, als eine Waffe auf sie gerichtet wurde. Sie packte ihre Tochter an der Hand und ließ sonst alles zurück. Mittlerweile begleitet sie der Hunger jeden Tag. Fatimas Tochter fragt gar nicht mehr nach, wann es wieder etwas zu essen gibt.
Fatimas Geschichte steht stellvertretend für rund 30 Millionen Menschen im Sudan, die gerade um ihr Überleben kämpfen. Während andere sie bekämpfen:
Zwei Jahre Krieg – die schlimmste humanitäre Krise der Welt
Der Krieg im Sudan eskalierte am 15. April 2023, als zwei befeindete Gruppen aufeinanderprallten und damit das gesamte Land in den Ruin treiben. Rund die Hälfte der Sudanes*innen ist auf humanitäre Hilfe angewiesen – doch die ist nur schwer möglich, wenn Angriffe den Alltag regieren. Sie leiden Hunger. Wie immer trifft es die Kleinsten am schlimmsten: Wir gehen davon aus, dass 3,2 Millionen Kinder in diesem Jahr an akuter Mangelernährung leiden werden, davon wahrscheinlich 770.000 schwer. Sie werden nicht überleben, wenn wir nicht schnell eingreifen.
In Zamzam, einem der größten Geflüchtetenlager, wurde mittlerweile offiziell eine Hungersnot ausgerufen. Hier graben Menschen verzweifelt im Boden, auf der Suche nach etwas Essbarem. In anderen Regionen droht die Hungersnot unmittelbar.
Ein Großteil der Menschen ist in den Konfliktgebieten eingeschlossen. Wer die Chance hat, flieht – doch die Frage ist oft, wohin? Zwölf Millionen Menschen sind im Sudan auf der Flucht oder suchen Schutz in den Nachbarländern Tschad, Äthiopien und Südsudan – allesamt Länder, in denen die Menschen selbst mit schweren Krisen zu kämpfen haben und in denen der Hunger regiert.
„Die eskalierende Gewalt verschärft die Ernährungskrise massiv, während es für Hilfsorganisationen immer schwieriger wird, die Menschen zu erreichen. Wir fordern alle Konfliktparteien auf, Maßnahmen zu ergreifen, um weiteres Leid zu verhindern, und appellieren an die internationale Gemeinschaft, die finanzielle Unterstützung für die humanitäre Hilfe im Sudan signifikant auszuweiten.“

Besonders katastrophal ist die Situation für Frauen und Mädchen, denn die geschlechtsspezifische Gewalt nimmt dramatisch zu. Schätzungen zufolge sind 12,1 Millionen Frauen und Mädchen im Sudan davon bedroht. Auf der Flucht finden sie kaum Schutz. Währenddessen schränken die Kämpfe ihren Zugang zu medizinischer Versorgung und psychosozialer Hilfe enorm ein. Aus diesem Grund versuchen viele von ihnen, die Landesgrenzen so schnell wie möglich zu verlassen, um in den Nachbarländern Schutz zu suchen – um zu überleben.
Aktion gegen den Hunger hilft im Sudan und den Nachbarländern
Aktion gegen den Hunger ist trotz der widrigen Lage weiterhin vor Ort und unterstützt die Menschen auf der Flucht mit Nothilfe, im Sudan wie in den Nachbarländern. Seit April 2023 konnten unsere Teams an 15 Standorten:
- insgesamt 816.943 Menschen mit Gesundheitsleistungen und Nahrungsmitteln versorgen und
- 11.953 Betroffene geschlechtsspezifischer Gewalt unterstützen.
„Trotz massiver Zugangsbeschränkungen und Sicherheitsrisiken leisten die Teams von Aktion gegen den Hunger Hilfe und versorgen Menschen mit Nahrungsmitteln, sauberem Wasser und psychosozialer Hilfe. Besonders wichtig sind dabei unsere Partnerorganisationen und unsere lokalen Mitarbeitenden, die oft unter Lebensgefahr in schwer zugängliche Regionen reisen, um Hilfe zu leisten.“
Jan Sebastian Friedrich-Rust, Geschäftsführer von Aktion gegen den HungerWir machen weiter mit unserer Nothilfe, um Menschen wie Fatima zu unterstützen und ihnen Hoffnung zu geben. Eines ist klar: Fatima gibt nicht auf. So wie viele Frauen im Sudan trotz der Gewalt und des Hungers weiter um ihr Überleben kämpfen. Um für ihre Familien zu sorgen und um irgendwann wieder ein sicheres Leben führen zu können.