Die COP29 sollte Hunger, Mangelernährung und Genderaspekte mitdenken. Um wirklich etwas zu bewegen, ist eine umfassende Finanzierung nötig.
Auf der 29. UN-Klimakonferenz (COP29) in Baku, Aserbaidschan, müssen sich die größten Verursacherstaaten dazu verpflichten, entschiedene Maßnahmen zum Klimaschutz zu ergreifen und entsprechende Gelder bereitstellen. Aktion gegen den Hunger vertritt auf der Konferenz vom 11. bis 22. November 2024 die Interessen der am stärksten betroffenen Gemeinschaften im Globalen Süden und setzt sich dafür ein, dass sinnvolle Maßnahmen für eine Welt ohne Hunger verhandelt werden. Dazu haben wir unser Positionspapier Das menschliche Gesicht der Klimakrise: Mangelernährung bekämpfen im Vorfeld der COP29 unter Entscheidungsträger*innen verbreitet.
Ein zentrales Thema der Klimakonferenz 2024 wird die Finanzierung sein: Es braucht Billionen von Dollar, um Treibhausgasemissionen drastisch zu reduzieren und Leben sowie Lebensgrundlagen vor den sich verschärfenden Auswirkungen der Klimakrise zu schützen. Dieses Geld muss direkt und ohne weitere Verschuldungen auszulösen bei den am stärksten betroffenen Gemeinschaften ankommen.
Die Zahl der hungernden Menschen könnte um 183 Millionen ansteigen
Die Klimakrise verschärft die globale Hunger- und Mangelernährungskrise und verstärkt bestehende Ungleichheiten: Temperaturänderungen, häufigere Dürren und Überschwemmungen sowie der Verlust der Bodengesundheit beeinträchtigen die Ernährungssicherheit weltweit. Ohne rasche Maßnahmen könnten im Vergleich zu einem Szenario ohne Klimakrise bis 2050 zusätzlich 183 Millionen Menschen von Hunger bedroht sein.
Die Landwirtschaft leidet unter den sinkenden Erträgen und schlechterer Nährstoffqualität, was insbesondere Frauen trifft, die für die Nahrungsbeschaffung verantwortlich und von Ressourcen sowie Eigentum ausgeschlossen sind, was sie anfälliger für klimabedingte Armut und Ernährungsunsicherheit macht. Indem mit der Klimakrise das Konfliktrisiko steigt, verstärkt sie auch die Gefahr geschlechtsspezifischer Gewalt und negativer Bewältigungsmechanismen wie Früh- und Zwangsheirat, sexualisierte Gewalt und Menschenhandel. Die COP29 sollte daher nicht nur den Klimaschutz vorantreiben, sondern auch Hunger, Mangelernährung und Geschlechterungerechtigkeit bekämpfen.
Auch Deutschland hat hier eine entscheidende Verantwortung. Selbst wenn die Bundesregierung im Jahr 2023 mit insgesamt 5,66 Milliarden Euro einen großen Anteil der globalen Klimafinanzierung trägt, kann sie sich darauf nicht ausruhen. Schließlich müssen die versäumten Beiträge und der Vertrauensverlust der vergangenen Jahre kompensiert werden, während der Bedarf weiter steigt.
Forderungen von Aktion gegen den Hunger für die COP29
- Klimafinanzierung: Die Verursacherstaaten müssen mindestens eine Billion US-Dollar pro Jahr an öffentlichen Mitteln in Form von Zuschüssen bereitstellen – zum Beispiel über Steuern und Abgaben auf die fossile Brennstoffindustrie.
- Recht auf Nahrung: Es sollten Maßnahmen für das Recht auf angemessene Ernährung beschlossen werden, die betroffene Gemeinschaften ins Zentrum stellen und sich auf eine geschlechtergerechte, agrarökologische Transformation der Ernährungssysteme konzentrieren.
- Globales Anpassungsziel: Die Indikatoren für das globale Anpassungsziel müssen auch Nahrungs- und Ernährungssicherheit umfassen, indem sie zum Beispiel die Kosten einer gesunden Ernährung, den Zugang zu medizinischer Versorgung und Fortschritte in Richtung Agrarökologie messen. In fragilen Kontexten braucht es zudem Frühwarnsysteme, die für verschiedene Gefahren ausgerichtet sind.
- Geschlechtsspezifische Maßnahmen: Die Gespräche über den Gender-Aktionsplan in Baku müssen abgeschlossen werden, um starke nationale Transformationsmaßnahmen unter Beteiligung von Frauen, ihren Kollektiven und anderen gefährdeten Gruppen auf allen Ebenen umzusetzen, einschließlich der Stimmen feministischer Bewegungen.
Wer an der Klimakonferenz 2024 teilnimmt
Die COP ist die einzige Plattform auf internationaler Ebene, um den Kampf gegen die Klimakrise unter Teilhabe nahezu aller Länder voranzubringen. Um der Fossil- und Agrarlobby nicht den Vortritt zu lassen, ist es wichtig, dort die Positionen der am stärksten betroffenen Länder zu unterstützen. Deswegen werden Mitarbeitende von Aktion gegen den Hunger aus einigen stark gefährdeten Ländern an der COP teilnehmen. Darunter sind Ahmed Khalif, Landesdirektor von Aktion gegen den Hunger in Somalia, und Alvin Munyasia, Advocacy-Referent von Aktion gegen den Hunger in Ostafrika und Horn von Afrika.
Kritik an der COP29-Präsidentschaft
Die COP-Präsidentschaft Aserbaidschans ist umstritten: Nach Angaben der US Energy Information Administration (EIA) des US-Energieministeriums stammten 93 Prozent des in Aserbaidschan erzeugten Stroms im Jahr 2019 aus erdgasbefeuerten Kraftwerken, lediglich sechs Prozent aus Wasserkraftwerken und ein Prozent zusammengefasst aus erneuerbaren Quellen und Erdöl. Das groß angepriesene Ziel, die Kapazität der erneuerbaren Energien des Landes bis 2030 auf 30 Prozent zu erhöhen, erscheint vor diesem Hintergrund sportlich – es ist also zweifelhaft, ob die Präsidentschaft wirklich eine ambitionierte Agenda für den Schutz des Klimas und der am stärksten von Ernährungsunsicherheit betroffenen Menschen setzen kann.