Ärger bei Nestlé: Humanitäre Hilfsorganisation protestiert vor Konzernzentrale gegen skrupelloses Marketing
„Stopp deine Werbung für Babymilch“ – mit dieser Botschaft protestierte die humanitäre Organisation Aktion gegen den Hunger heute vor der Konzernzentrale von Nestlé in Frankfurt. Die Organisation kritisiert das unethische Marketing von künstlicher Babymilch und fordert von Nestlé, den Milchkodex der Weltgesundheitsorganisation über die Vermarktung von Babynahrung einzuhalten.
Protestaktion vor Nestlé-Zentrale: Aktion gegen den Hunger fordert Stopp von Babymilch-Werbung
Stillende Mütter versus verdreckte Flaschenmilch – mit diesem Bild und der Forderung „Stopp deine Werbung für Babymilch“ protestierten Aktivist*innen von der humanitären und entwicklungspolitischen Organisation Aktion gegen den Hunger heute gegen die Marketingpraktiken des Lebensmittelherstellers Nestlé.
„Unternehmen wie Nestlé tragen mit irreführender Werbung und fragwürdigen Marketingaktivitäten dazu bei, Eltern hinsichtlich der besten Ernährung für ihre Kinder zu verunsichern“, appelliert Jan Sebastian Friedrich-Rust, Geschäftsführer von Aktion gegen den Hunger, an den Nestlé-Vorstandsvorsitzenden Marc-Aurel Boersch. „Rund 600.000 Kinder sterben jedes Jahr, weil sie nicht gestillt werden – unter anderem an Durchfallerkrankungen durch verunreinigte Flaschennahrung oder, weil sie anfälliger für Infektionskrankheiten sind. Hierbei trägt der multinationale Konzern Nestlé eine klare Mitschuld!“ Die Aktion ist Teil der Kampagne „Nestle: Dein Produkt, deine Verantwortung. Stopp deine Werbung für Babymilch!“.
Nestlé verstößt gegen Vorgaben der Weltgesundheitsorganisation
Muttermilch ist unumstritten die sicherste und gesündeste Nahrungsquelle für Babys – insbesondere in Regionen mit hohen Mangelernährungsraten und schlechtem Zugang zu sauberem Wasser. Dennoch werden zwei von drei Kindern weltweit nicht einmal die ersten sechs Lebensmonate voll gestillt. Die Werbung von Nestlé und anderen Herstellern von Babynahrung trägt maßgeblich dazu bei. Aktuelle Studien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) belegen, wie Werbung für Muttermilchersatzprodukte vor allem online sehr zielgenau schwangeren und stillenden Frauen ausgespielt wird*. Dabei untersagt der Milchkodex der WHO alle Marketing- und Werbemaßnahmen für Muttermilchersatzprodukte für Kinder bis zum Alter von drei Jahren. Auch durch das sogenannte Cross-Branding umgehen Unternehmen wie Nestlé den Milchkodex der Weltgesundheitsorganisation erfolgreich. Milchprodukte für ältere Kinder werden mit Gesundheitsversprechen und besonders positiven Botschaften vermarktet – durch eine nahezu identische Verpackung wird auf diese Weise für Babymilch für Säuglinge mitgeworben.
„Wir fordern, dass Nestlé endlich die Vorgaben der Weltgesundheitsorganisation umsetzt“, so Friedrich-Rust. „In Zeiten, in denen Mangelernährung weltweit wieder zunimmt und immer mehr Kinderleben gefährdet, ist es besonders zynisch, dass Unternehmen sich aus der Verantwortung ziehen und mit ihrer Werbung weiter Eltern manipulieren, die das Beste für ihre Kinder wollen.“
Hinweis an die Redaktionen
Vassilios Saroglou, Pressesprecher von Aktion gegen den Hunger, steht für Interviews zur Verfügung. Bildmaterial für die redaktionelle Berichterstattung steht hier zum Download bereit. Bitte beachten Sie das Urheberrecht: Aktion gegen den Hunger / Daniel Müller
Mehr Hintergrundinformationen finden Sie in unserer Broschüre zur Kampagne.
*“How the Marketing of Formula Milk Influences our Decisions on Infant Feeding” & “Scope and impact of digital marketing strategies for promoting breastmilk substitutes“
Über Aktion gegen den Hunger
Aktion gegen den Hunger ist eine humanitäre und entwicklungspolitische Hilfsorganisation, die weltweit in über 50 Ländern und Regionen aktiv ist und über 26 Millionen Menschen unterstützt. Seit über 40 Jahren kämpft Aktion gegen den Hunger gegen Mangelernährung, schafft Zugang zu sauberem Wasser und gesundheitlicher Versorgung. Unsere über 8.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leisten Nothilfe und unterstützen Menschen beim Aufbau nachhaltiger Lebensgrundlagen.
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