Ernährungssicherheit schaffen bedeutet langfristig zu planen
In einer Welt, die genügend Nahrung für alle produziert, ist es schlichtweg inakzeptabel, dass rund 733 Millionen Menschen unter Hunger leiden und ihre Ernährungssicherheit nicht gewährleistet ist. Um dem Risiko von Hunger und seinen Folgen vorzubeugen, muss die Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln sichergestellt werden.
Während unsere therapeutischen Ernährungsprogramme den Menschen zugutekommen, die unter akuter Mangelernährung leiden, zielen unsere Programme zur Nahrungsmittelsicherung darauf ab, zukünftige Ausbrüche von chronischer und akuter Mangelernährung zu vermeiden. Mit unserer Arbeit stellen wir sicher, dass bedrohte Familien langfristig genug zu essen haben und eine sichere Existenz aufbauen können.
Ernährungsunsicherheit in Zahlen
- Mehr als 2,3 Milliarden Menschen weltweit leiden an sogenanntem "verstecktem" Hunger, weil sie nicht genügend Nährstoffe zu sich nehmen können, die für ein gesundes Leben wichtig wären.
- 2023 hatten rund 733 Millionen Menschen – also über 9 Prozent der Weltbevölkerung – nicht genug zu essen.
- Der Anteil der Hungernden weltweit lag 1990 noch bei 18,7 Prozent. Dieser Wert konnte bis 2020 auf 10,4 Prozent gesenkt werden. Unter anderem die Auswirkungen der Corona-Pandemie haben die Zahlen jedoch wieder steigen lassen.
Die Ursachen für Ernährungsunsicherheit hängen von unterschiedlichen Faktoren ab: So können nationale und internationale Politiken, die sich auf die landwirtschaftliche Entwicklung oder den Handel auswirken, Lebensmittelpreisschwankungen, Krankheiten wie Malaria, Cholera oder Tuberkulose, bewaffnete Konflikte oder Naturkatastrophen dazu führen, dass Nahrungsmittel nicht in ausreichendem Maß verfügbar sind.
Die Corona-Pandemie hatte zudem aufgrund der notwendigen Maßnahmen zur Eindämmung des Virus gravierende Auswirkungen auf die Ernährungssituation weltweit. Der Anstieg der Ernährungsunsicherheit im Jahr 2020 entsprach dem Anstieg der letzten fünf Jahre zusammen. Das hat gezeigt, wie anfällig unsere Ernährungssysteme, speziell die kleinbäuerliche Landwirtschaft, sind. Landwirtschaft muss global neu gestaltet werden, um gezielt solchen Herausforderungen standhalten zu können.
Was tun wir, um Ernährungsunsicherheit zu bekämpfen?
Ganzheitlicher Ansatz
Um die langfristigen Ursachen von Hunger und Mangelernährung zu behandeln, verfolgen wir mit unseren Projekten einen ganzheitlichen Ansatz. Wir koordinieren unsere Aktivitäten zur Ernährungssicherheit mit Expert*innen, die sich mit den Themen Ernährung, Wasser und sanitären Einrichtungen sowie Gesundheit bestens auskennen. Die interdisziplinären Teams evaluieren zunächst die spezifischen Ernährungsbedürfnisse im Einsatzgebiet und ermitteln die Ursachen der Ernährungsunsicherheit, um unsere Arbeit dann so spezifisch und damit so effektiv wie möglich gestalten zu können.
Lokale Beteiligte einbinden
Unsere Programme sind integrativ strukturiert und binden bei der Bekämpfung von Mangelernährung lokale Akteure ein. Auf allen Ebenen und in allen Phasen eines Projektes zählen wir auf die Beteiligung der betroffenen Gemeinschaft. Schon beim Aufsetzen der Programme ist es unser Ziel, die Verantwortung langfristig vollständig auf die Gemeinden zu übertragen. Gemeinsam mit politischen Entscheidungsträger*innen und der Bevölkerung entwickeln und verfolgen wir so nachhaltige Strategien für einen effektiven Kampf gegen Ernährungsunsicherheit.
Von der Nothilfe zur Selbstversorgung
Wenn wir Nothilfe leisten – beispielsweise nach einer Naturkatastrophe – beginnt unsere Arbeit meist dann, wenn die Infrastruktur und die Nahrungsmittelversorgung einer Gemeinde bereits zerstört wurden. In diesem Falle konzentrieren sich unsere Bemühungen zunächst auf die Soforthilfe. Wir verteilen Nahrungsmittel, Trinkwasser, Bargeld und andere überlebenswichtige Güter, um den Ausbruch einer Hungersnot kurzfristig zu verhindern. Ziel unserer Maßnahmen ist es, gemeinsam mit den betroffenen Menschen eine Basis zu schaffen, die es ihnen schnellstmöglich erlaubt, wieder auf eigenen Beinen zu stehen.
Hilfe beim Wiederaufbau
Im Rahmen unserer Nahrungsmittelsicherungsprogramme verteilen wir Saatgut, Dünger, Werkzeuge oder Fischernetze an die Gemeinden. Zusätzlich vermitteln wir wichtige Methoden für Ackerbau, Viehzucht und Nahrungsmittelkonservierung. Wir helfen Familien auf diese Weise, ihre Lebensgrundlagen wiederzuerlangen und ihre Existenz zu sichern. Zudem verringert sich so die Wahrscheinlichkeit, dass sie unsere Ernährungszentren in Zukunft erneut in Anspruch nehmen müssen.
Kontextanalyse
Bei unseren Programmen zur Ernährungssicherheit berücksichtigen wir unter anderem die Aspekte Klima, Geografie, sozioökonomische Systeme, politische Strukturen und Kultur. Daher sind unsere Maßnahmen immer so konzipiert, dass sie auf die spezifischen Bedürfnisse jeder Krise in jedem Umfeld eingehen.
Unsere Projekte verfolgen das Ziel, die Ernährungsautonomie gefährdeter Bevölkerungsgruppen gezielt zu fördern und durch unsere Maßnahmen ihre Ernährungssicherheit kurz-, mittel- und langfristig zu gewährleisten. Zentrale Aspekte unserer Arbeit sind:
- Bewertung und Überwachung der Ernährungssicherheit durch Frühwarnsysteme und „early action“
- Nahrungsmittelhilfe
- Finanzielle Unterstützung, um den kurzfristigen Grundbedarf an Nahrung, Wasser, und medizinischer Versorgung zu decken
- Programme zur Förderung einkommensgenerierender Maßnahmen (wie beispielsweise „cash for work“)
- Programme zur Förderung von Landwirtschaft und Viehzucht